Der Nachtbus bringt uns weiter suedlich. Um 06.30 schlagen wir in Lima auf, nur um sofort ein Ticket weiter nach Sueden bis Ica zu loesen. Der Fruehnebel mit Smog, Laerm, Hektik, das alles hat uns nicht zum Fruehstueck gepasst und ausserdem haben wir uns in Lima auch keine wirklich originellen Sehenswuerdigkeiten gesehen, fuer die sich ein Aufenthalt lohnen wuerde. Kurz nach Mittag, nach in Summe 14 Stunden Busfahren, beziehen wir in Ica schon etwas geschlaucht Quartier.
Ica bietet jetzt nicht so viel Praeinkakultur, eigentlich gar nichts in dieser Richtung, aber dafuer gibt es hier echte Wueste (so wie sich das der kleine Maxl in Oesterreich eben vorstellt), mit Sandduenen und Oasen und dort wo man mit dem in den Anden entsprungenen Fluss die Wueste fruchtbar macht, Zuckerrohr und Wein. Jawohl Wein, mitten in der Wueste. Neben dem Ort Pisco ist Ica Perus Wein und Pisco (so heisst auch Perus Nationalstolz, der lokale Weinbrand) Zentrum. Statt hochgeistige Geschichte, hochprozentige Gegenwart.
Zuerst besuchen wir die Bodega (Winzerei) Tacama, die als industriell eingestuft ihre Produkte aehnlich wie unsere Winzer in Stahlblechtanks maischt und keltert. Vom Glockenturm, mit dem taglich manuell Arbeitsbeginn und Feierabend eingelaeutet wird, bekommen wir einen guten Ueberblick ueber die eigenen Anbauflaechen. Neben dem Wein wird natuerlich auch Pisco gebrannt. Den brennt man allerdings direkt aus dem vergorenen Traubenmost (hat natuerlich durch die brennheisse taegliche Sonne einen hohen Fruchtzuckergehalt) und nicht wie bei uns der "Trebener" (oder Tresterbrand, die Italiener sagen auch Grappa), wo der gepresste Mostkuchen nocheinmal aufgezuckert und eingemaischt wird (beim Grappa allerdings direkt destiliert).
Beeindruckender war der anschliessende Besuch einer traditionellen Pisco Destillerie. Hier ist wirklich noch alles Handarbeit bzw. Fussarbeit (einstampfen der Trauben). Die vergorene Maische wird dann in einen ca. 1800 Liter fassenden , teilweise eingegrabenen Betonsilo gefuellt, der mit Holz unterheizt wird. Die alkoholischen und aromatischen Daempfe werden in einem sich verjuengenden Rohr durch ein kuehles Wasserbecken geleitet und am Ende vom Brennmeister geprueft. Er entscheidet, wann der "Kopf" (Vorlauf) durch ist und das "Herz" in die Behaelter geleitet wird, bevor der "Schwanz" wieder (Nachlauf) wieder abgezweigt wird. Unser junge Fuehrer ist bei der anschliessenden Degustiation auch wirklich darauf bedacht, das wir auch reichlich von jedem der hergestellten Produkte verkosten.
Durch den reichlich eingefloessten Mut, wagen wir uns gleich anschliessend mit dem Sandbuggie zum Wuestenausflug. Die Buggies, vom 4 bis 13 Sitzer, erinnern an den Film "Mad Max" aus dem80iger Jahren. Unser noch jugendlicher Pilot zeigt auf seinen Unterschenkeln einige Male schwerer Verletzungen, wie z.B. Frakturen. Vom Schifahren sind die jedenfalls nicht. Mit einem Dragster - aehnlichen Motorgeraeusch fliegen wir ueber die Sandpiste, sodass unser Adrenalinpegel auf maximalen Anschlag steht.
In manchen Kurven ist die Fliehkraft so stark das manchmal sogar die Passagiere aus dem Buggie geschleudert werden ;-)
Irgendwo auf einer riesig hohen Duene bleiben wir stehen, holen Snowboards aus dem Gepaecksnetz und boarden die Duene hinunter. Geschwindigkeitsjunkies wie wir legen sich mit dem Bauch aufs Board und, eh kloar, "wer bremst verliert". Der Vorteil in dieser Position ist auch, dass man dabei gleich die Zaehnchen sandstrahlt und nach der 3ten Abfahrt blitzen sie schneeweiss. Mit dem letzten Tageslicht kehren wir in die Oase Huacachina zurueck, der Ohr zu Ohr Grinser haelt allerdings noch einige Stunden an.
Liebe Gruesse
Die Alchemisten
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