Sonntag, 1. Mai 2011

Cuzco / PER - Pisaq / PER - Ollanta / PER

Blick ins "Valle Sagrado" von Pisaq aus
Festung von Pisaq mit Terrassen
Heiliges Tal (Valle Sagrado), so nannten die Inkas das Tal noerdlich von Cuzco, das sich von Pisaq bis Ollanta erstreckt. Heilig war es den Inkas deswegen, weil es fuer sie die fruchtbarste Region und somit die Kornkammer des Reiches war.
Entsprechend wurde das Tal auch mit militaerischen und religioesen Anlagen geschuetzt. Mit Terrassenanlagen wurde die Anbauflaeche vergroessert und durch die Nutzung der Mikroklimata der verschiedenen Hoehenlagen wurde die Produktvielfalt  der Feldfruechte erweitert.

Durchstroemt vom Fluss Urubamba ergibt sich zwischen Pisaq (2.970m) und Ollanta (2750m) ein Gefaelle von 220m auf ca. 70km Laenge. Wasser ist wie ueberall auf der Welt der Quell des Lebens. Die Inka waren schon Meister darin, diesen Quell des Lebens mit Aquaedukten zu verteilen. In quasi jeder Inkaanlage finden sich "Wasserspiele", wo das Wasser mittels einem Verteilsystem durch die verschiedenen Wohntrakte (der Adeligen), in Baeder (fuer rituelle oder hygenische Reinigung) bzw. zur Bewaesserung der landwirtschaftlichen Terrassen umgeleitet und verteilt wird. Eine beeindruckende Ingenieursleistung.



Salzterrassen von Pinchingoto
mineralhaltige Salzquelle
Die Salzterrassen von Pichingoto sind heute noch bewirtschaftet und versorgen die Umgebung mit dem "weissen Gold". Unterirdisch entspringt ein sehr salzhaltiger Quell, der ueber die Terrassenbecken geleitet wird. Durch die Sonne verdunstet das Wasser und die Salzschicht bleibt uebrig. Wegen der Regenzeit ist die Wirtschaft nur zwischen Mai und November moeglich. Bis zu einem Monat dauert es bis die Kruste dick genug ist, von den Maennern herausgehackt, den Frauen und Kindern in Saecke abgefuellt und mit Mulis zu Tal gebracht wird. Die Ernte pro Becken ist ca. 250kg Salz, das am Markt ca. 5 EUR bringt. Die ca. 3000 Becken werden schon seit Generationen vererbt,  echte Familienbetriebe.

Ollanta am Ende des Valle Sagrado
Festung "Ollantaybamba"
Ollanta liegt am unteren Ende des heiligen Tales, gilt als die am laengsten besiedelte Stadt Suedamerikas und hat noch heute fast den gleichen Grundriss wie in der Inkazeit. Weiter flussabwaerts sind die Talhaenge sehr steil. Es gibt hier nur mehr den Zug, der einen weiter, ueber Aquas Calientes (Machu Picchu), durch die Schlucht fuehrt. Diese besondere strategische Lage war natuerlich den Inkas bewusst und daher schufen sie hier eine weitere beeindruckende Festung. Die Bezeichnung "Festung" ist wissenschaftlich umstritten, da die Anlagen auch religioese Anlagen und Wohnbereiche, sowie Lagerhallen zur Vorratshaltung hatten. Welche Funktionen die einzelnen Teile hatten und wie diese Anlagen gesamt funktionierten  bleibt wieterhin in der Mystik dieser faszinierenden Kultur versteckt. Ueberliefert ist, das der letzte Inka Herrscher hier eine Schlacht gegen die Spanier gewonnen hat, bevor die Conquistatoren mit Verstaerkung anrueckten und er weiter flussabwaerts uber Machu Picchu nach Vilcabamba, der letzten Hauptstadt der Inkas, fluechten musste.
Unglaublich ist auch hier wieder einmal die Steinbaukunst der Inka.

Sonnentempel mit Steinbruch im Hintergrund
Fuer den unvollendeten Sonnentempel schleppten sie Steinbloecke aus rotem Granit mit ueber 50 Tonnen aus dem am Gegenhang liegenden Steinbruch heran. Eine Leistung die ohne Obelix oder den Zaubertrank schier unmoeglich scheint. Auch die Verarbeitung der Steine zu milimetergenauen Passstuecken mit glattgeschliffenen Oberflaechen ist aussergewoehnlich und gleicht einem 3D Puzzle (Tetris laesst gruessen). Fuer die optimale Lagerhaltung der Feldfruechte bauten die Inkas in die steilen Bergflanken 300m oberhalb der Stadt Lagerhaeuser, die um vieles kuehler und vom trockenen, kalten Wind durchflutet ihre Lebensmittel bestens fuer laengere Zeit haltbar machten.





Steinmetzarbeit vom Feinsten
In Anbetracht dieser baulichen Grossleistungen vor ueber einem halben Jahrtausend wundert man sich heute, warum die temporaeren Bauleistungen so schlecht ausfallen. Kaum ein Gehsteig auf dem wir nicht gestolpert sind, weil etwas knoechelhoch heraussteht oder ein tiefes Loch klafft. Auch im haeuslichen, privaten Bereich sind keine Meisterleistungen anzutreffen. Verflieste Badezimmer, verlegte Holzboeden, Ziegelmauern, .. das alles gleicht oft einem Lehrbubenstreich. Wohin sind die Handfertigkeiten und Handwerkskuenste der Vorfahren verschwunden?

Sonnenuntergang im Valle Sagrado

Liebe Gruesse
Die Alchemisten

2 Kommentare:

  1. Hola,
    es scheint meistens ein wenig anders als es wirklich ist. die steinbaukunst der alten inkas ist schon irgendwie beeindruckend, aber...
    jetzt denkt mal genau nach wann das war, vor ca. 500-700 jahren. und dann schaut mal nach europa, oder nach china. was wurden zu dieser zeit, oder besser schon lange vor dieser zeit fuer sensationelle tempelanlagen, fuerstenhaeuser, befestigungen und was weiss ich nicht noch alles von den vorfahren der heutigen europaer oder chinesa oder sonstiger voelker hergestellt. verglichen damit ist das ganze inka zeugs nichts als einfach steinzeit niveau. trotzdem sensationell anzuschauen.
    uebrigens meine kette ist angeblich da. wann treffen wir uns in galapagos??? soll ich fuer den 20.mai eine reservierung im restaurant des palace hotel machen??
    weiter viel spass
    chico

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  2. Servus Chico!

    Ganz so einfach machen wir es uns nicht. Natürlich haben die Europäer zu Beginn der Renaisance (1500 a.D fällt zufällig mit dem K.O. der Inka zusammen) schon beachtliche gotische Bauwerke gestaltet gehabt, doch unter welchen Voraussetzungen! War in Europa doch zu dieser Zeit Eisen und Stahl schon das wichtigste Werkmaterial. Waffen wie Kanonen, Schwert, Helm und Rüstung zeugen heute noch neben starken Ketten, Pflügen und anderen Werkzeugen (auch zur Folter) von der hohen Schmiedekunst der damaligen Gesellen. Auch das Pferd und der Ochse als Zug und Lasttier waren zur Hand.
    Den Inkas war das alles unbekannt. Sie sprengten die Felsen mit Wurzeln die durch Wasser zum quellen gebracht wurden aus dem Steinbruch und schleppten die bis zu 80 Tonnen (Saqusayhuaman) schweren Blöcke kilometerweit durch die Berge und Täler der Anden teilweise auf 4000 Höhenmeter von Hand. Die in den Anden lebenden Lamas, Alpacas, ... tragen maximal 25kg und eignen sich daher gerade einmal als Jausentraeger. Diese tonndnschweren Blöcke wurden dann mit anderen Steinen millimetergenau behauen und mit Sand hochglanzpoliert. Diese perfekten Tetris Blöcke passten perfekt ineinander und die so gebauten Tempel und Festungen hatten Jahrhunderte bestand. Die genialen Baumeister der Conquistatoren mussten mehrmals pro Jahrhundert ihre Kathedralen renovieren (und tun dies heute noch, außer wenn auf Inkafundamenten draufgebaut), weil sie durch Erdbeben schwer zerstört wurden.
    Die verfügbaren Werkzeuge der Inkas sind vielleicht mit unseren Steinzeitwerkzeugen vergleichbar, doch unsere Steinzeitbuben hatten noch keine Ahnung wie man 3 Steine übereinander legt geschweige denn derart raffinierte Festungen und Tempel (mit fließend Wasser) in steilste Bergflanken baut.
    Von uns bekommen die Bau- und Ingenieursleistungen der Inkas jedenfalls das Prädikat "besonders bemerkenswert".
    Liebe Gruesse
    Herwig

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