Freitag, 20. Mai 2011

Uyuni / BOL - Potosi / BOL

Der Silberberg "Cerro Rico"
Ein weiteres Zuckerl picken wir uns in Bolivien heraus. Die Kolonialstadt Potosi (4.000m) und den Silberberg "Cerro Rico" (4.800m) . Die Geschichte des Berges beginnt schon vor der Conquista bei den Inkas, der unruehmliche Teil leider erst mit dem Eintreffen der Spanier in dieser Ecke. Die haben schnell den Silberreichtum des Berges entdeckt und ihn sich unter den Nagel gerissen. Mitte des 16 Jhd. floss ein Strom aus Silber in die spanischen Kassen. Tonnenweise wurde das Erz von den Indigena als Zwangsarbeiter abgebaut. Die schlechten Bedingungen ueber Tag (Abscheiden des Silbers aus dem Erz mit hochgiftigem Quecksilber) und die unmenschliche Arbeit unter Tag, metzelten die Kumpels (Miñeros) nur so dahin. Hunderttausende starben . Trotzdem wuchs die Stadt blitzartig , Potosi hatte 1573 schon  mehr Einwohner als Sevilla und war damals eine der groessten Stadte der Welt. Der ehemals enorme Reichtum ist noch im Stadtwappen von Potosi festgehalten, das folgende Inschrift traegt: "Ich bin das reiche Potosi, Schatzkammer der Welt, König der Berge, den Königen diene ich zum Neide".



Harte Arbeit mit der Lore..

Eine mehrstuendige Minentour sollte man hier auf alle Faelle machen. Man kommt unter Tage mit den Arbeitern in Kontakt und ins Gespraech. Bei den Touren wird auch darauf geachtet, das man vorher Geschenke fuer die Kumpel kauft. Beliebt sind : Kokablaetter, Limo, 96%iger Alkohol und Dynamit (gibts hier am Markt gleich neben den Wurstsemmeln).
Heute arbeiten noch 15.000 Miñeros im Berg. Sie arbeiten als Privatiers, in Cooperativen. Die meisten sind blutjung, verdienen aber in der Mine viel mehr als in irgendwelchen anderen Jobs (in der Gegend gibt es eh kaum welche!). 70 - 100 bol. Pesos (7 - 10 EUR) pro 8 Std. Tag werden bezahlt.





..oder beim Abtransport in Ledertaschen

Nach 5 Jahren "Dienst" in der Mine ist ausserdem das Krankenhaus gratis. Die Arbeit in den Stollen (der Berg ist schon durchsiebt wie ein schweizer Kaese) ist nicht nur gefaehrlich und auesserst ungesund, sondern auch knochenhart. Wir durften auf freiwilliger Basis mit anpacken. Nach 5 Minuten standen alle mit brennenden Lungen schweissnass herum. Das erklaert auch, warum ein Miñero ca. 20g Koka pro Tag kaut, die ihn aufputscht und seine Sinne betaeubt. Die Stollen schlaengeln sich wild und unsystematisch durch den Berg, weil sie immer den Silberadern folgen. Die Orientierung erfolgt mit bunten Papierfetzen, die an den Stollenwaenden befestigt werden. An einigen Stellen wurden Stollen verbunden und daraus ergibt sich ein kilometerlanges Tunnelsystem, dass sich auf 10 vertikale Ebenen verteilt. Abgestuetzt sind die Stollen nicht. Manche haben Gleise, um das Erz mit Loren aus dem Berg zu fahren. Dazu wird das Erz vom Abbauplatz mit Leder- und Gummikoerben ca. 250kg schwer in den Ebenen rauf oder runter gelassen. 4 starke Maenner braucht es, um eine volle Lore zu bewegen.




Unter Tage glauben die Miñeros nicht mehr an den christlichen Gott, sondern einen teufelsartigen. Schon seit Jahrhunderten sind im Berg teuflische Figuren aufgestellt, die,  mit Opfergaben und Zeremonien bedacht, die Bergleute beschuetzen sollen. Auch wir gesellen uns zu einer 300 Jahre alten Figur in eine Nische, und entbieten ihr Kokablaetter, filterlose Zigaretten und 96%igen Alkohol. 
















...die Lunte brennt, jetzt lauft!!

Somit quasi rueckversichert, erhalten wir von unserem Guide, einem ehemaligen Kumpel, noch eine Sprengdemonstration. Der Adrenalinpegel war in den Augen der Touristenkumpels abzulesen, als die Lunte brennt und das Dynamit fuer Fotos herumgereicht wird. "Alles harmlos!" versichert unser Sprengmeister, da die Lunte auf 5 min bemessen ist. Es bleibt uns noch Zeit, im Eiltempo in einem rechtwinkelig abgehenden Stollen Schutz zu finden und auf die Detonation zu warten.  KAWUMM! Die Druckwelle presst uns kurz die Luft aus den Lungen. Das war doch etwas ueberraschend heftiger. Ist halt doch kein Schweizer Kracher.







manche Passagen sind eng und steil

nach 3h zurueck am Ausgang, mit Kreuzweh.

Wir sind mit den Stunden tief in den Berg vorgedrungen,  der Rueckweg zieht sich in die Laenge. Halb gebueckt eilen wir durch die niedrigen Stollen und danken der Helmvorschrift, ohne der keiner das Labyrint beulenfrei verlassen haette. Als wir endlich am Ausgang ankommen, ist es draussen bereits dunkel geworden und der Wind blaest eiskalt um den Berg. Trotzdem merkt man bei jedem die Erleichterung, wieder kristallklare Luft in die Bronchien zu saugen und zu den Sternen aufblicken zu koennen.


Verbot "bessoffen zur Arbeit zu erscheinen"



Liebe Gruesse
Die Alchemisten

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