Für Ecuador gilt auch die pazifische Tsunami Warnung. Um 18.31 Lokalzeit soll die Welle "la ola" eintreffen. Um 15.00 drehen wir noch eine Runde durch die Stadt. Die Geisterstadt. Außer den "Bomberos" (Feuerwehr) und den privaten Sicherheitsleuten kaum jemand auf der Straße. Alle Rolläden herunten,kaum parkende Autos, nicht einmal Rikschas sind unterwegs . Am Gemüsemarkt, normalerweise das tobende Herz der Stadt, heute wie ausgestorben. Ein Standerl finden wir dennoch. Jose verkauft uns mit der Bibel in der Hand 1kg Tomaten. Er vertraut auf Gott und bleibt hier.
Wir fahren auf die Alchi, backen Pizza und warten. 18.31: nichts. 19.30 nichts. 20.30 nix, nada. Wars das schon? Schön langsam kommen auch die Städter wieder zurück, Auto für Auto.
22.00 Wir ziehen das Dinghi seitlich an der Alchi hoch und bereiten uns auf die Nachtruhe vor.
22.16 Die Welle - "la ola" ist da. a. 80cm mehr Wasser als kurz vorher und obendrauf 4 Wellenberge (sanfte Hügel) auch ca. 70cm hoch, gleiten unter der Alchi durch. Kein Problem. 15min später fließt das Wasser wieder ab. 2,4kn Strom messen wir. Das wars dann wohl, erstes Aufatmen. 22.40 Plötzlich beruhigt sich die Strömung, das Wasser staut sich. 22.46 Wir hören ein Zischen, ein Rauschen in der pechschwarzen Nacht. Mulmiges Gefühl. Veronika entdeckt die Welle zuerst. Mitten im Fluß liegt eine sehr seichte, bei Niederwasser trockene, 1km lange Sandbank. Wie die Donauinsel nur kleiner. Die Welle rauscht über die Sandbank flußaufwärts, ein Surf wie in Hawai, nur das Zischen hört nicht auf. Die Welle zieht und zieht, an uns vorbei, unter der Brücke durch. Unter der Alchi wieder 1m Wasser mit Wellenbergen von knapp 1m. Brechen nicht, weil wir im Tiefen liegen (8m). Schaukeln. Ausatmen. Nix passiert.
4 Wellen sind angekündigt. Die 3te ,wieder eine halbe Stunde später, ist kaum nennenswert. Wir freuen uns, weil wenn die 3te schon schwach ist, ist die 4te noch schwächer. Denken wir. Doch dann staut das Wasser wieder. Als die 4te, pünktlich eine halbe Stunde später, knapp vor Mitternacht einrollt, hat der natürliche Ebbstrom schon fast 2m Wasser im Vergleich zum Zeitpunkt Hochwasser abgelassen.Es ist also schon wesentlich seichter rundherum.
Wir hören das Rauschen schon lange bevor wir die Welle sehen. Diesmal noch lauter. Der Magen krampft. Als wir die Welle sehen, wie sie über die Sandbank in unsere Richtung heranzischt, wissen wir, dass sie größer ist als die anderen. Wir haben Glück. Wo wir ankern sind die Wellenberge zwar steil und ca. 1m hoch, aber sie brechen nicht. Wir haben Pech, weil knapp vor der Welle dreht sich die Alchi quer zu ihr. Wir schaukeln. Heftig. Aus dem Obstnetz über dem Cockpittisch werden wir mit Limonen bombardiert. Unter Deck scheppern die Teller und Pfannen. Und das Dinghi an der Seite pendelt heftig aus und donnert zurück gegen den Schiffsrumpf. Aus den Augenwinkeln sehen wir gerade wie der Benzintank aus dem Dinghi ins Wasser fliegt. Er hängt noch am Gummischlauch und der am Motor. Noch. Die grosse Welle ist durch, wir hören die Brandung an der Kaimauer. Wir schaukeln immer noch, ein paar kleine Wellen ziehen noch nach. Jetzt schnell den Tank an Bord hieven. Geschafft. Wir lauschen in die Nacht, mit zittrigen Knien. War es das jetzt?
An Deck finden wir einen Hydrofoil, abgebrochen vom nagelneuen Yamaha Dinghi Außenborder. Hat sich mit der ALU - Fußreling der Alchi angelegt und den kürzeren gezogen.
Wir warten noch weiter 2 Stunden. Manchmal haben wir den Eindruck, dass sich der Ebbstrom wieder staut. Noch eine Welle? Nervös hören wir in die Nacht hinein. Wir ergeben uns dem seichten Schlaf. Immer wieder geweckt von kleineren Wellen.
Am nächsten Morgen erfahren wir, dass es in der Stadt, bei der Marina und an den Yachten keine nennenswerte Schäden gibt. Hier haben die Leute noch Glück gehabt und es kehrt der Alltag wieder.
Anbei noch ein Foto von dem Teil das am Motor abgebroschen ist. Wie kann man das reparieren? Meiner Meinung nach ist das ALU Guß. kann man das kleben oder schweißen? Da kommen schon einige Kräfte auf den Flügel, also sollte der auch halten. Danke für realistische Vorschläge.
Liebe Grüße
Die Alchemisten